2025-09-05 –, Room 2 (ground level)
Language: Deutsch
Parlamentsprotokolle enthalten einen Schatz an Informationen für die Regional- und Lokalberichterstattung – doch bisher waren sie nur schwer systematisch zugänglich. Wie können wir zehntausende Protokolle gleichzeitig analysieren und dabei lokale Geschichten entdecken, die in der Masse untergehen würden?
Vom PDF zur Story: Systematische Analyse parlamentarischer Debatten
Mit der StateParl-Datenbank stehen erstmals 14 Millionen Redebeiträge aus allen 16 Landesparlamenten für datengetriebene Recherchen zur Verfügung. Text-as-Data-Methoden und moderne KI-Tools verwandeln diese Textmengen in konkrete journalistische Erkenntnisse – und das ohne tiefe Programmierkenntnisse.
Mögliche Analyseansätze
- Hotspot-Analyse: Welche Kommunen und Regionen werden in den Landtagen am häufigsten diskutiert? Warum spricht Sachsen-Anhalt öfter über Windkraft als Bayern – und was bedeutet das für lokale Redaktionen?
- Themen-Tracking: Wann wird ein lokales Problem zur Landesdebatte? Wie verbreiten sich politische Trends zwischen Bundesländern und Gemeinden?
- Politiker:innen-Radar: Welche Abgeordneten bringen lokale Themen auf die Agenda? Wer sind die regionalen Meinungsmacher:innen?
Hands-on Methoden für die Praxis
Im Workshop erarbeiten wir Techniken, um aus parlamentarischen Debatten konkrete Datenstories zu entwickeln. Teilnehmende bringen ihre Recherchefragen mit – gemeinsam finden wir die Antworten in den Daten. Ob Schulpolitik, Klimaschutz oder Wohnungsmarkt: praktische Übungen zeigen, wie aus großen Textmengen investigative Geschichten werden.
Für wen ist das?
Keine Programmierkenntnisse erforderlich! Moderne KI-Tools machen komplexe Textanalysen zugänglich. Bereits grundlegende Coding-Kenntnisse eröffnen jedoch zusätzliche Möglichkeiten. Ideal für:
- Lokaljournalist:innen, die systematischer recherchieren möchten
- Datenjournalist:innen auf der Suche nach neuen Quellen
- Alle, die Politik datengetrieben verstehen wollen
Am Ende nehmen Sie praktisches Wissen über StateParl, bewährte Strategien und frische Story-Ideen mit – sowie den Kontakt zu den StateParl-Entwicklern für weiterführende Fragen und Kooperationen.
Dieser Workshop baut thematisch auf der Session „Wenn die Daten nicht kommen, holen wir sie uns? Wie man fehlende und lückenhafte lokale Behördendaten doch noch nutzbar macht“ auf. Er zeigt, wie exemplarisch, wie eine Datenlücken geschlossen wurde und diese Daten journalistisch erschlossen werden können
Eric Beltermann arbeitet als Freelance Data Scientist. Er absolvierte ein Journalismus-Studium in Köln und ein Politikwissenschafts-Studium im Berlin. Nach Stationen beim Kölner Stadt-Anzeiger und der Berliner Zeitung arbeitete er vor allem im Innovation Lab des Berliner Tagesspiegels. An der Freien Universität Berlin entwickelte er den Datensatz StateParl für Landesparlamentsprotokolle, der transdisziplinär von Journalist*innen und Wissenschaftler*innen genutzt wird. Seine Schwerpunkte sind das Erheben, Auswerten und Zur Verfügung stellen von Daten. Die Kirsche auf der Sahne ist dann die Visualisierung.