Datenrettung in der Demokratie
05.09.2025 , Saal
Sprache: Deutsch

In der Theorie des Datenmanagements dienen Daten als Repräsentation der realen Welt. Um diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen, müssen Daten zielführend modelliert werden. Dabei sollen Daten so objektiv wie möglich die reale Welt darstellen. Diese Prozesse brauchen Expertinnen und Experten und kuratierter Datenbestände. Je mehr Entscheidungen in Gesellschaften aufgrund von Daten getroffen werden und je mehr das Wissen einer Gesellschaft auf digitalen Daten aufbaut, desto wichtiger werden diese Datenbestände für die Demokratie und eine Partizipation durch informierte Individuen. Das Sammeln von Daten, das Speichern von Daten und die Analyse von Daten sind daher eine gesellschaftliche Verantwortung.

Am Beispiel USA lassen sich die Herausforderungen und der Bedarf zur Rettung von Daten in der Demokratie gerade gut darstellen. Es ist nichts Neues, dass nach einem Regierungswechsel Daten gesichert werden müssen. Neue Regierungen wechseln Webseiteninhalte aus und stellen bestimmte Dokumente oder Daten nicht mehr zur Verfügung. Die aktuelle Situation ist aber anders. Nun sind es die Expertinnen und Experten und deren Organisationen, denen die Möglichkeit genommen wird, Datenbestände zu verwalten und verfügbar zu machen. Die aktuelle Politik in den USA ist immer weniger auf Konsens ausgerichtet. Die aktuelle Regierung hat wenig Interesse an objektiven Datenbeständen.

Als Reaktion der Expert-Community kommt es zu verstärkten Bemühungen, Daten zu retten. Dahinter steckt die Idee, dass Daten der Gesellschaft (der heutigen und der zukünftigen) gehören und nicht der Regierung. Das Aufkommen von künstlicher Intelligenz, zu verstehen als datengestützte Systeme, macht es offensichtlich, dass eine Gesellschaft immer stärker durch die in ihr verfügbaren Datenbestände bestimmt wird. Objektive Datenbestände, auch Zeitreihen, und ein Verständnis von Daten in der Gesellschaft sind daher von hoher Bedeutung für das Funktionieren einer Demokratie und selbstbestimmte Entscheidungen von Individuen.

Die Keynote beschreibt die Vorgänge in den USA anhand von Beispielen zu Daten, Institutionen und Personen. Die Diskussion erfolgt aus soziologischer, historischer und Datenmanagement-Perspektive.

David Schiller studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Soziologie und Geschichte. Danach arbeitete er im Bereich Datenmanagement und Datenverfügbarkeit beim Nationalen Bildungspanel an der Universität Bamberg, am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung sowie beim deutschen Datenarchiv für die Sozialwissenschaften (gesis). Er war für gut zehn Jahre Mitglied im Ständigen Ausschuss Forschungsdateninfrastruktur des Rats für Sozial und Wirtschaftsdaten. Ebenfalls ist er European Secretary der IASSIST (International Association for Social Science Information Service & Technology). Seit 2019 ist David Schiller Professor für Datenmanagement an der Fachhochschule Graubünden (Chur) in der Ostschweiz. (Foto: FHGR)

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