05.09.2025 –, Seminarraum 3 (hinten)
Sprache: Deutsch
Thema: Justieren eines ethischen Kompasses für KI (& more)
Leitfragen:
Wie werden journalistische Werte im Kontext von KI ausgehandelt?
Welche Konstanten gibt es?
Welche Punkte sind Anlass für eine fortwährende Anpassung?
Welche Erfahrungen liegen vor?
In diesem Workshop mit einleitendem Impuls geht es um ethische Leitplanken und journalistische Werte im Kontext von KI und um deren Aushandlung: Was ist unerlässlich? Was kann erst Work-in-Progress sein? Wem ist Verantwortung zuzuweisen? Wofür und auf welcher Basis? Was ist aktuell der Stand, was soll sein, woran muss man insbesondere weiterarbeiten? Wo gibt es Unsicherheiten und Fehlleistungen?
Ziel:
Wichtig ist, dass wir miteinander ins Gespräch kommen. Ein offener Erfahrungsaustausch mit einer Community aus virtuosen Anwender:innen und in Daten- und KI-Themen kundigen Menschen verspricht besonders wertvoll und gegenseitig nutzbringend zu sein. Justieren wir gemeinsam unseren ethischen Kompass!
Auftaktimpuls:
Welche Regeln gibt es bereits, wer setzt diese?
Der Impuls beginnt mit einem kurzen Überblick zu Kernpunkten der gegenwärtigen Normensetzung auf den Ebenen Nichtregierungsorganisationen / Medienhäuser / Branchenselbstregulierung vor allem im deutschsprachigen Raum; hier verändert und bewegt sich einiges; eines der jüngsten Beispiele sind die am 17.2.2025 publizierten Richtlinien des ORF https://der.orf.at/unternehmen/leitbild-werte/ki-guidelines/index.html.
Worüber wird in Medienhäusern gerade nachgedacht? Ein Laborblick.
Was denken Personen, die in Medienhäusern im deutschsprachigen Raum entsprechende strategische Schlüsselpositionen haben, über die Richtlinien-Gestaltung?
Basis sind Befunde aus 15 qualitativen Interviews mit Personen aus Medienorganisationen (öffentlich-rechtlich, privat, verschiedene Ausspielwege, Regionen; u.a. Der Spiegel, die Bild, der BR, Ringier etc.).
Der Leitfaden aus 25 Hauptfragen adressiert Ethik und Werte, Kompetenzen, Strategie und Implementierung.
Als Theoriezugriff wird auf Kernaspekte der journalistischen Berufsethik eingegangen, wie u.a. Richtigstellung und Transparenz.
Letztere etwa wird neu als Wert aufgenommen.
Andere "klassische" Werte wie Sorgfalt und Ausgewogenheit werden im Kontext von KI neu bewertet.
Wieder andere Orientierungen wie das Human-in-the-loop-Prinzip, das viele Medienhäuser anfangs als eine Art Gewährleistung für Glaubwürdigkeit deklariert haben, müssen, so mehrere Einschätzungen, modifiziert werden. Angesichts der rasanten Ausbreitung von KI-Technik sei es mittlerweile gar nicht mehr möglich, dass jedes Wort, das irgendwo mit KI in Berührung kommt, von einem Menschen kontrolliert und freigegeben wird. Dies müsse in Guidelines angepasst werden.
Eine Interviewte beschrieb einen Ethikkodex als ein "living document", in dem man auch markiere, an welchen Themenaspekten man gerade arbeite.
Dr. Marlis Prinzing ist Kommunikationswissenschaftlerin, Professorin in Köln an der Macromedia Hochschule, leitet den Studiengang Journalismus und arbeitet u.a. zu Innovation, Ethik und Krisen. Sie ist Initiatorin der Charta für Öffentliche Kommunikationswissenschaft und Co-Präsidentin des zugehörigen Vereins, Partnerin der Initiative „Qualität im Journalismus“ und Dozentin an den Universitäten Zürich, Freiburg (Schweiz) und Mainz. Foto-Credits: Martin Jepp.